100 Projekte gegen Ausländerfeindlichkeit

Ausgabe: 1996 | 1

Es geht nicht allein um nackte Gewalt, sondern auch um die verdeckte, die man nicht sofort als solche identifiziert. Lanig stellt Integrationsprojekte vor, die hauptsächlich für die Realisierung in Schulen bzw. in einzelnen Klassen gedacht sind; einige davon wurden schon erprobt, andere wurden noch nicht umgesetzt. Wichtige Zielsetzung dieser Projektarbeit ist Erkenntnis und Betroffenheit durch eigene Aktivität bei den Schülerinnen zu evozieren. Die Projekte teilen sich thematisch und methodisch: Schülerinnen erforschen die eigene Orts- oder Schulgeschichte mit Hauptaugenmerk auf Heldenverehrung und den Umgang mit Minderheiten; im Rollenspiel stellen sie Situationen der Unterdrückung, der Bedrängnis, der Gewalt nach und finden möglicherweise eine gewaltfreie Konfliktlösung; bei interkulturellen Festen können sie Gebräuche u. Kunst des anderen kennenlernen, und wenn so Unkenntnis und Fremdheit abgebaut werden, verschwinden Angst und Aggression. Ein wichtiger Bereich ist die kritische Selbstbeobachtung: Weiche (Rand-)Gruppen sind beispielsweise in Witzen Ziel von Spott und Gelächter? Was solch ein angeblich nicht ernstgemeinter Scherz beim Betroffenen bewirken kann, sollen besonders zwei Projekte deutlich machen: Mädchen setzen Kopftücher auf, kleiden sich mit weiten, bunten Röcken und leben damit einen Tag als Muslime. Oder die Schülerinnen versuchen, sich einen Tag ohne Deutschkenntnisse, nur mit Einzelwörtern, Händen und Füßen im Alltag zu verständigen. Wie leicht wird da das Selbstverständliche zum Unerreichbaren. All diese Projekte setzen ein hohes Maß an Engagement der Planenden und Bereitschaft zur Mitarbeit der Ausführenden voraus. Weiterführende Literaturhinweise sind positiv hervorzuheben. S. Sch.

 

Lanig, Jonas: 100 Projekte gegen Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus & Gewalt. Lichtenau: AOI-Verl. Die Werkstatt, 1996. 124S.